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Quelle: unbekannt

 

"De Situation ist da", hätte der Kölner Erzkanzler Konrad Adenauer die Lage in seiner bekannt trockenen Art kommentiert. "De Situation" - das ist die neue Lage: Die Regierung sitzt in Berlin, der Karneval bleibt noch auf die Hochburgen am Rhein und das katholische Bayern beschränkt. Das ist nicht ganz neu. Schließlich lebte man im Westen seit dem ersten offiziellen nachnapoleonischen Karneval im Jahre 1823 in Cöln bis zum Anfang des Krieges 1939 schon einmal unter solch widrigen Umständen. Und man lebte damit nicht einmal schlecht. Die Macht in Berlin, der Frohsinn am Rhein - kehrt man damit zur Vergangenheit zurück?

Nicht ganz. Über 20 Karnevalsvereine gibt es schon jetzt in der alten "Streusandbüchse" des Heiligen Römischen Reiches. So mancher aus den Karnevalshochburgen "Zugeroaste" kann sich nur wundern: Im kleinen Städtchen Cottbus gibt es am Karnevalssonntag einen Zug, der in den letzten Jahren immer mehr Zulauf findet. In Berlin selbst, wo weitere 20 Karnevalsvereine tätig sind, gab es einen bis zum Jahre 1958 - er ging über den Kurfüstendamm.
 
Die Beziehungen "der Preußen" zum Karneval sind jedenfalls gar nicht so schlecht, wie man annehmen könnte. Nach der preußischen Okkupation der Rheinlande und ihrer offiziellen Machtergreifung im Jahre 1815 gestalteten sich die ersten Jahre schwierig. Das Rheinland war katholisch, Preußen protestantisch. Im autoritären Berlin hatte man außerdem Angst davor, dass der "Bazillus" der französischen Revolution gerade dort starke Wurzeln geschlagen hatte.
 
Drei Jahre zuvor (1824) hatte schon Prinz Friedrich von Preußen eine Einladung des 1823 ins Leben gerufenen "Festordnenden Comité" immerhin "mit Vergnügen", wie in einem handgeschriebenen Brief zu lesen ist, angenommen. Auch später zählte dieser Preußenspross noch mehrere Male zu den Besuchern Kölner Karnevalsveranstaltungen. Ganz anders der damalige preußische König Friedrich Wilhelm III: Er machte aus seiner Abneigung gegen den rheinischen Karneval nie einen Hehl. Für ihn war das Narrenfest eine "anomalische, unter polizeilicher Hinsicht bedenkliche Verlustbarkeit". Die preußische Verwaltung hatte sich nolens volens schon ein paar Jahre früher mit dem Karneval arrangiert und ihm schon 1821 in acht Paragraphen eine neue "Grundordnung" gegeben. In "Polizeilichen Bekanntmachungen, die Faschings-Lustbarkeiten betreffend" ordnete man fein säuberlich alle entsprechenden Details. Die von Nichtrheinländern häufig beklagte "Institutionalisierung" des Kölner Karnevals ist also im Grunde ein Erbe der preußischen Verwaltung: Es war ein ebenso administrativer wie pragmatischer Schachzug, um das Geschehen "in der Hand" zu behalten.

Der rheinische Karneval in seiner heutigen Gestalt ist in seinen Anfängen, also dem beginnenden 19. Jahrhundert, stark verwoben mit der Romantik. In Cöln hatte sich die geistige und wirtschaftliche Elite vorgenommen, das schon seit vielen Jahrhunderten in der Stadt heimische Fest grundlegend zu erneuern.
 
In Konflikt mit der preußischen Besatzung geriet der Cölner Karneval Ende der zwanziger Jahre des 19. Jahrhunderts: Seit dem Jahre 1825 erschien traditionell eine Karnevalszeitung. Die preußischen Behörden hatten gefordert, dass diese "der allgemeinen Lust" gewidmet sein müsste, und "nie die Schranken des Anstandes und der Gesetzmäßigkeit überschreiten" dürfe. Im Jahr der französischen Julirevolution 1830 schlug dann die preußische Zensur zu: Die Cölner Karnevalszeitung wurde von den Behörden als "zu freisinnig" verboten. Es kam aber noch schlimmer: Das ganze Karnevalsfest wurde "obrigkeitshalber" untersagt: Dass sich die Preußen damit am Rhein keine Freunde schufen, war klar. Dass die Cölner trotzdem feierten, allerdings auch - wenngleich ohne Held und Prinzessin.

In den folgenden Jahren entspannte sich die Lage wieder. Im Übrigen wandelte sich der Karneval: Die Cölner Oberschicht, die bis dahin bei der Festgestaltung das Sagen hatte und seit 1823 die wichtigsten Impulse zu seiner Gestaltung einbrachte, machte Platz für einen stärkeren Einfluss des Bürgertums. Auch der sich demokratisierende Zeitgeist spielte eine immer wichtigere Rolle, obgleich man sich davor hütete, die "hohe Politik" offen ins Spiel zu bringen, schließlich kannte man sich mit "den Preußen" mittlerweile hinreichend aus.
So umschiffte man noch recht unbeschadet das schwierige Revolutionsjahr 1848. Allerdings fiel der Karneval 1851 dafür wieder ganz aus: Die preußische Polizei befürchtete, dass sich "staatsgefährdende Elemente" das Fest zunutze machen könnten. Erst drei Jahre später wurden die Preußen wieder toleranter und ließen erneut einen Zug zu. 1861 fiel er wieder aus: König Wilhelm IV war gestorben.

Seit 1883 sind Prinz, Bauer und Jungfrau offiziell feststehende Figuren des Kölner Karnevals. Dieses "Dreigestirn", das es so in keiner anderen Karnevalshochburg gibt und angesichts der einmaligen Geschichte der alten Römerstadt auch gar nicht geben kann, symbolisiert den Kölner Karneval. Die soliden Grundlagen des Kölner Karnevals sind nämlich nicht nur Festlust, sondern, wie Leo-Max Schwering, ehemaliger Direktor am Kölnischen Stadtmuseum, dies bekräftigte, "eine alte Kultur und niveaureiches Brauchtum". Er dokumentierte auch auf eindrucksvolle Weise, dass die ersten Zeugnisse karnevalistischen Treibens bis in die Römerzeit zurückreichen.

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914 war es erst einmal vorbei mit dem Feiern. Nach dessen Ende erlebte das Rheinland eine langjährige Besatzung. Die englische Besatzungsmacht erließ sofort ein Karnevalsverbot und begründete dies mit "dem Ernst der Lage". Inoffiziell wurde natürlich doch gefeiert, den nichts reizt einen Kölner mehr als offizielle "Erlasse". Nach zehn Jahren Pause kam 1925 endlich wieder eine richtige Karnevalssaison zustande. Allerdings hatte die preußische Regierung nur den "Sitzungskarneval" erlaubt, der Straßenkarneval blieb weiterhin verboten. Der Erlass des preußischen Polizeipräsidenten beinhaltete, dass öffentliche Umzüge, das Tragen "karnevalistischer Kleidung in der Öffentlichkeit", das Singen "karnevalistischer" Lieder "auf den Straßen" und das Werfen von Luftschlangen und Konfetti "strengstens untersagt" seien. Auch 1926 untersagte Berlin den Straßenkarneval erneut. Erst im Jahr darauf kam ein kleiner, bescheidener Zug zustande, denn die preußischen Behörden hatten dazu erst zwei Wochen zuvor ihre Einwilligung gegeben. 1928 war es etwas besser, obgleich das Tragen von Masken und das Werfen von Luftschlangen und Konfetti wiederum unter Strafe gestellt wurden. Den ersten Zug mit Vorkriegsniveau brachte erst das Jahr 1929. Der Börsenkrach im Herbst war ein böser Omen: Zwar fand 1930 noch ein Zug statt, nicht aber mehr in den darauffolgenden beiden Jahren. Auf Initiative des damaligen Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer kam dann 1933 wieder einer zustande. Kurz darauf wurde Adenauer von den Nationalsozialisten abgesetzt.

Kurz nachdem der erste Kölner Nachkriegskarneval stattgefunden hatte, wurde er im April 1949 zum Bundeskanzler der Bundesrepublik gewählt. Bonn, jahrhundertelang Sitz des Kölner Erzbischofs und bis zur französischen Besatzung 1794 Teil Churkölns, wurde provisorische Hauptstadt: In Köln atmete man auf, denn auch die Bonner sind als lebenslustiges Völkchen bekannt - einem Aufstieg des rheinischen Karnevals zu ungeahnten Höhenflügen, ja nationaler oder zumindest bundesrepublikanischer Anerkennung stand nun endlich nichts mehr im Wege.

Die Schickalsentscheidung vom 20. Juni 1991 sollte diese harmonische Verschränkung von Macht und Karneval jäh wieder infrage stellen: Nach zehnstündiger hitziger Debatte fiel die Entscheidung für Berlin - mit 17 Stimmen Mehrheit nicht unbedingt ein überwältigendes Votum der deutschen Volksvertreter für den Umzug. Da es aber nach Artikel 1 des Rheinischen Grundgesetzes "es, wie et es", und es dem rheinischen Wesen nicht entspricht zu jammern, packten auch viele Rheinländer nun die Koffer und zogen nach Berlin. Für sie beginnt eine neue Phase ihrer Existenz, denn an der Spree gestaltet sich bisher das Leben zwischen dem 11. im 11. um 11.11 Uhr und dem Aschermittwoch immer noch anders. Aber in Artikel 3 des Rheinischen Grundgesetzes heißt es: "Et hätt noch immer jot jejange".

Es bleibt also zu hoffen, dass das heutige Berlin sich der Tatsache besinnt, dass man die tristen und trostlosen Wochen der kalten Januar- und Februartage durch den Karneval auf einmalige Weise angenehmer und freundlicher gestalten kann. Im Übrigen ist er besonders "Kinderfreundlich", was so mancher kritisch-nörgelnde Erwachsene gern übersieht. Ganz abgesehen davon ist der Karneval ein Wirtschaftsfaktor, der im Rheinland und in Bayern Millionen bewegt. Nur Pessimisten werden also glauben, dass in Berlin alles beim Alten bleibt. Optimisten, und das sind Rheinländer "chromosomonal", wissen deshalb schon heute: "Dr Zoch kütt - auch in Berlin".
 

Quelle: www.welt.de

 

Es ist schon ein Phänomen, da schießen drei Menschen wie eine Rakete aus einer Stadt oder Ortsteil aus ihrer Anonymität heraus. Plötzlich sind sie nicht mehr irgendwelche Bürger, sie sind das Dreigestirn. Genauso schnell fallen sie Aschermittwoch wieder in die Normalität zurück. In dieser kurzen Zeit ihrer Regentschaft haben sie es in der Hand, ob sie in die Geschichte des Karnevals eingehen, oder ob sie in Vergessenheit geraten.

Um zu verstehen, wie es zum Prinz Karneval und dem Dreigestirn gekommen ist, muss man vorweg etwas über die Geschichte des Gesamtkarnevals wissen.

Obwohl der Karneval nicht auf Köln und das Rheinland beschränkt ist, behaupten die Kölner voll Stolz:

„Fastelovend es e Wöötche, wat dä Kölsche bloß versteit."

Bedenkt man, dass schon die Römer in Köln Karneval gefeiert haben, dann ist etwas Wahres daran. Als römische Kolonie hatte Köln das Recht, die gleichen Feste zu feiern wie Rom. Die Römer feierten nach heidnischem Brauch am 17. Dezember das Fest der Saturnalien. Das war ein Freudenfest der antiken Welt. Auch damals wurde schon ein Umzug veranstaltet. Durch griechischen Einfluss entwickelte sich dieses Fest immer mehr zu einem Karnevalstreiben..

Unter Kaiser Konstantin wurde das Christentum (343) zur Staatsreligion ernannt. Die Kirche versuchte nun die heidnischen Bräuche aus dem Karneval zu verbannen. Man gab dem Fest dadurch einen tieferen Sinn, dass man es dem Kirchenjahr unterordnete. Wenn es auch der Kirche gelang, die alten heidnischen Anschauungen mehr und mehr zu verdrängen - Köln war schließlich Bischofssitz - so leben immer noch eine Reihe heidnische Bräuche in unserem Karneval weiter.

Heidnisches und christliches Brauchtum sind mittlerweile mit einander verschmolzen. Durch das Christentum erfolgte die zeitliche Festlegung des Karnevals vor den Beginn der Fastenzeit.. Die Bürger hatten so Gelegenheit, vorher noch einmal ausgelassen zu feiern und gut zu essen und zu trinken.

Die Form des Festes wurde im Mittelalter durch die jeweils tonangebende Schicht der Gesellschaft bestimmt. Ab dem 17. Jahrhundert waren es die Zünfte, denen die Hauptrollen im Karneval zufielen. Sie bestimmten das äußere Bild des Karnevals durch ihre Banden. Das waren Aufzüge, in denen sich Verkleidung und Fastnachtsspiel miteinander verbanden.

Als 1794 die Franzosen nach Köln kamen, wurde der Karneval erst einmal verboten.. Als die Franzosen sich dann von der Harmlosigkeit des Festes überzeugt hatten, erlaubten sie ihn 1801 wieder. Da die Franzosen jedoch die Zünfte aufgelöst hatten, war dem Karneval der Boden entzogen worden, und das Fest artete mehr und mehr aus.

1815 kamen die Preußen nach Köln. Jetzt wehte plötzlich ein anderer Wind. Die Kölner, die schon unter den Franzosen nichts zu lachen hatten, bekamen plötzlich Angst um ihren Karneval. Man tat sich in Köln sehr schwer mit den Preußen. Sie waren strebsam und diszipliniert, sie tranken keinen Alkohol und waren auch noch evangelisch. Das alles war den Kölnern höchst verdächtig. So fürchteten sie, dass die Preußen den Karneval, der ziemlich verroht war, verbieten würden.

Zu dieser Zeit gab es in Köln die Olympische Gesellschaft. Das waren Männer des geistigen und wirtschaftlichen Oberschicht - der Freundeskreis um Ferdinand Franz Wallraf. Diese Männer beschlossen 1823 die Reform des Kölner Karnevals. Sie hatten es sich zur Aufgabe gesetzt, den Karneval im romantischen Sinn zu erneuern. Auch wollte man in den besseren Kreisen wieder die Freude am Verkleiden und am karnevalistischen Treiben wecken. Als Mittelpunkt gab man dem Fest den Helden Carneval, an dem sich das ganze Fest hochranken sollte, und der alljährlich seinen Siegeszug durch Köln antreten sollte.

Der Held Carneval stellte durch seine Person den Karneval dar. Er sollte, wie es damals hieß, die Erbärmlichkeit des gewöhnlichen Treibens durch seinen edlen Charakter wieder in die gewünschten Bahnen lenken. Ein großes Ziel, das man sich gesetzt hatte. Es war nur mit dem richtigen Mann in der Position des Helden durchführbar.

In den ersten Jahren der Neuordnung des Karnevals war die wichtigste Figur neben dem Helden die Prinzessin Venetia, die ewige Braut des Helden, die den Karneval des Südens verkörperte. Die Venetia, die immer von einem Mann dargestellt wurde, fuhr im Zug gemeinsam mit dem Helden auf einem Wagen. Wir finden sie noch bis zur Jahrhundertwende im Rosenmontagszug, wenn auch zum Schluß nur noch unregelmäßig.

Die Kölner, die sich unter den Preußen sehr schwer taten, da deren Begriffe von Disziplin und Ordnung nicht mit der Kölner Lebenseinstellung in Einklang zu bringen waren, griffen die neue Form des Karnevals begeistert auf.

Quelle: Ilse Prass / http://www.dreigestirn2003.de/geschichte.htm

 

Die Geschichte des Karnevals: Von den Römern und den Germanen, übers Mittelalter in die Franzosenzeit bis zur Gründung des "Festordnenden Comités" im Jahre 1823

Die römische Kolonie Colonia Claudia Ara Agrippinensium hatte als Hauptstadt der Provinz Niedergermaniens u.a. die Aufgabe, die kulturelle Überlegenheit des römischen Reiches nach außen zu dokumentieren. So war die Stadt von Anfang an weltoffen. Bis Skandinavien und weit in das rechtsrheinische germanische Gebiet bestanden wirtschaftliche und kulturelle Verbindungen. Aus Italien strömten Besucher aller Art nach Köln (Soldaten, Händler, Gewerbetreibende usw.), die zum Teil hier sesshaft wurden. Durch die Fremden kamen kulturelle Einflüsse aus dem fernen Süden. Osten und Norden in die römische Kolonie am Rhein. So ist es nicht verwunderlich, dass im römischen Köln auch Gottheiten verehrt wurden, die aus dem keltischen, germanischen und griechisch-orientalischen Kulturkreis kamen. So bunt gemischt wie die Einwohner waren, so bunt gemischt war auch die Götterverehrung.

Als Kolonie hatte Köln das Recht, die gleichen Feste zu feiern wie Rom. Dazu gehörte unter anderem das Fest der Saturnalien, das vom 17. - 19. Dezember gefeiert wurde (meistens dehnte es sich sogar eine ganze Woche aus). Es war ein bedeutendes Freudenfest der antiken Welt und sollte an die Zeit der Herrschaft des Gottes Saturn erinnern, in der es noch keine Sklaven gab. An diesen Tagen war es nicht erlaubt etwas Ernsthaftes oder Wichtiges zu tun. Die Arbeit in der ganzen Stadt ruhte und die Schulen blieben geschlossen. Alle waren fröhlich, lärmten, tranken, sangen, tanzten, spielten und scherzten. Männer und Frauen, Herren und Sklaven tauschten die Kleidung. Die freien Bürger bewirteten an diesen Tagen die Sklaven. Das Fest der Saturnalien, an dem die streng geübte Hierarchie ins Gegenteil gekehrt wurde, war eine Art Karneval der antiken Welt.

Die Römer veranstalteten an diesem Tag auch einen Umzug, in dem hier in Köln ein Schiffskarren mitgeführt wurde, der carrus navalis. Von diesem kultischen Schiffskarren leitet sich vermutlich das Wort Karneval ab. Dieser Schiffskarren war ein kunstvoll gezimmertes Schiff, das auf einem Wagen gezogen wurde. Es war in grellbunten Farben bemalt und es wurden Figuren der Göttinnen Isis und Nerthus darauf mitgeführt. Isis wurde als ägyptische Göttin der Fruchtbarkeit und des Todes verehrt und Nerthus als germanische Fruchtbarkeitsgöttin. Die Römer taten sich mit dem ägyptischen Isiskult etwas schwer, daher haben sie ihn mit dem Gott Saturn verbunden. Wie die römische Mythologie behauptet, brachte der Gott Saturn mit seiner milden Herrschaft den Menschen Freiheit und Glückseligkeit.

Der Schiffskarren mit Isis und Nerthus wurde von verkleideten und lärmenden Menschen begleitet, sowie von einer aufreizenden Musik von Handpauken, Zimbeln, Flöten und Rasseln. Vielleicht sollte damit der Tod verbannt oder verscheucht werden, denn der Göttin Isis sagte man eine magische Kraft zum Reich der Toten nach. Hier wurde mit Übermut gegen den Tod gekämpft. Durch dieses Fest wurde der Lebenswille der Römer gewaltig gesteigert.

Die Saturnalien wurden noch bis ins 4. Jahrhundert gefeiert. Durch griechischen Einfluss wurde aus dem Fest allerdings mehr und mehr ein Karnevalstreiben. Der Isiskult verband sich später mit dem Kaiserkult. Unter Kaiser Konstantin wurde das Christentum (343) zur Staatsreligion ernannt. Von da ab vermischten sich allmählich heidnische und christliche Bräuche miteinander.

Im keltisch-germanischen Kulturraum war das Frühjahr die Zeit der Vertreibung böswilliger Winterdämonen. Mit Lärm und Feuer rückte man gegen sie aus. Unter der Maske von Bock, Hirsch und Bär, die den Fruchtbarkeitsgottheiten heilig waren, wurde der Winter ausgepeitscht. Der christlichen Welt war dieses "Teufelswerk" fremd, darum ordnete sie den Karneval der Liturgie des Kirchenjahres unter. Der Karneval bekam nun einen tieferen Sinn, weil er vor den Beginn der Fastenzeit gelegt wurde. Trotzdem ist in der christlichen Fastnacht bis heute ein heidnischer Anklang spürbar geblieben, wie z.B. das Tragen von Masken, das Zechen, Lärmen und Umhertollen. Im Mittelalter versuchte die Kirche mehr und mehr diese alten Bräuche zu verdrängen. Köln war schließlich Bischofssitz, und die Kirche hatte einen starken Einfluss auf das Leben in der Stadt.

Im Mittelalter war der Fastabend sehr wörtlich zu nehmen, als der Abend vor der großen Fastenzeit. Erst im Laufe der nachfolgenden Jahrhunderte dehnte sich das Fest aus. Das Fastnachtstreiben nahm dann im Laufe der Zeit offensichtlich unliebsame Formen an. Nicht nur, dass die Stadt nicht mehr gewillt war Zuschüsse für das Fest zu zahlen (städt. Protokoll von 1341 und mehrfach danach), das Fest wurde sogar wiederholt verboten. Das Motiv für das Verbot war weniger eine gesunkene Moral, als das Streben nach Sicherheit. Die Angst, dass sich unter der Narrenkappe Diebe und Spione in die Stadt schleichen könnten, war begründet.

Auch die Kirche feierte Fastnacht, obwohl sie vielfach gegen dieses "teufliche Treiben" wetterte. So war es im Mittelalter üblich, dass im Dom und in den Stiftskirchen von der niederen Geistlichkeit ein "Narrenpapst" oder "Narrenbischof" gewählt wurde. Man ließ ihn auf einem Esel in die Kirche reiten. Es sollte die scherzhafte Umkehrung der strengen kirchlichen Hierarchie sein. Es folgte ein Lobgesang auf den Esel und ein Gottesdienst wie üblich. Hier sind Verbindungen zu den römischen Saturnalien erkennbar, wo freie Bürger und Sklaven die Rollen tauschten. Da unsere religiöse Haltung eine andere ist, als die der Menschen im Mittelalter, wäre dieser Brauch heute nicht mehr denkbar.

Die religiösen Bruderschaften veranstalteten im Mittelalter zur Fastnacht Figuralprozessionen in unterschiedlicher Verkleidung. Diese Prozessionen, in denen Männer in Frauenkleidern oftmals zu einem Ärgernis der Kirchenoberen wurden, ähnelten einer fastnachtlichen Kappenfahrt. Wiederholt wurde es den Klerikern verboten, sich zu maskieren. Diese religiösen Maskenfeste hatten jedoch auch ihre Befürworter. Im 15. Jahrhundert hieß es: "Unsere Vorfahren waren große und ehrwürdige Männer. Sie haben das Narrenfest aus weisen Gründen eingesetzt. Lasst uns leben wie sie und tuen, was sie taten."

Es war auch die Klostergeistlichkeit, die ab dem 18.Jahrhundert am Donnerstag vor Karneval den Anfang des Fastelabends machte (siehe Abschnitt "Weiberfastnacht").

Die Form des Karnevalsfestes wurde im Mittelalter durch die jeweils tonangebende Schicht der Gesellschaft bestimmt. Das waren ab dem 17. Jahrhundert die Zünfte, ihnen fielen die Hauptrollen im Karneval zu. Mit ihren Banden bestimmten sie das äußere Bild des Karnevals. Diese Banden waren Aufführungen, in denen sich Fastnachtsspiel und Verkleidung miteinander verbanden. Mit Tanzen und Spielen zogen die "Gesellenbanden" auf öffentliche Plätze, vor Gasthäuser und vor den Häusern der reichen Bürger auf und boten in Liedern und satirischen Szenen Begebenheiten aus ihrem Berufsleben dar und nahmen in witziger Persiflage alles aufs Korn, was Anlass zum Spott bot. Als Dank wurden sie bewirtet. Dieser Brauch geht wieder auf die Römer zurück, bei denen die Herren die Sklaven bewirteten.
Während des 18. Jahrhunderts kam es nach italienischem Vorbild zu einer Art Korso in Köln. An den Karnevalstagen versammelten sich Komödianten, Schausteller und Gaukler in der Stadt.

Von Kurfürst Clemens August ist überliefert, dass er alljährlich am Dreikönigstag ein großes Mahl abhielt und dazu Domherren, Deutschordensritter, Stiftsdamen und andere vornehme Bürger einlud. Man traf sich vermummt und in ausgelassener Freude. In Anlehnung an diese Feste am Hof des Kurfürsten fanden im 18. Jahrhundert die Redouten als vornehme Fastnachtvergnügen statt. Es waren Bälle, auf denen ein absoluter Maskenzwang bestand. Die Redouten fanden im Kölner Gürzenich statt.

1794 wurde Köln unter französische Herrschaft gestellt. Obwohl die Franzosen versicherten, nichts an den Gesetzen und Gebräuchen des Landes zu ändern, wurden Kirchen und Klöster aufgelöst und der Karneval verboten. Aber so ganz ließ sich der Karneval nicht verbieten. Er verlagerte sich vielmehr von der Straße in die Wirtshäuser, aber auch dem geboten die Franzosen Einhalt. Als sie sich dann allmählich von der Harmlosigkeit des Festes überzeugt hatten, hoben sie das Karnevalsverbot 1801 wieder auf. Da zwischenzeitlich die Zünfte abgeschafft wurden, war dem Karneval der Boden entzogen worden. Auch Revolution und Krieg hatten sich ungünstig auf das Fest ausgewirkt, so dass es teilweise ausartete.

In der Franzosenzeit häuften sich die Charaktermasken im Karneval, und es wurde verstärkt das Zeitgeschehen aufs Korn genommen. Man fand sich zu kleinen Zügen zusammen, die durch die Stadt zogen. Wer an einem dieser Züge teilnehmen wollte, musste sich bei der Armenverwaltung eine Karte kaufen. Der Erlös diente wohltätigen Zwecken. 1812 nahm sogar die französische Besatzung an den Zügen teil. Neigten sich die Fastnachttage dem Ende zu, wurde die Zeremonie des "Begrabens" vollzogen. Es bildete sich ein Trauerzug mit Trompetenbegleitung (siehe Nubbelverbrennung).

1815 kamen die Preußen nach Köln. Köln wurde wieder eine deutsche Stadt und von den Rheinlanden annektiert. Die Preußen erlaubten den Karneval erst einmal, trotz einer immer bedrohlicher werdenden Verrohung. Es machten sich hemmungslose Ausschweifung und Rüpelhaftigkeit breit. So wurde unter der Maske der Narrheit viel Unfug getrieben und viele Masken waren unmoralisch und taktlos. Das Fest war zu einem wüsten Durcheinander ausgeartet. Darum war zu befürchten, dass die Preußen den Karneval verbieten würden. Die Kölner taten sich ohnehin schwer mit den preußischen Begriffen von Disziplin und Ordnung, die sie mit ihrer Lebenseinstellung nicht in Einklang bringen konnten. Der Kölner ist ein Mensch, der nie untertan gewesen ist und auf Maßnahmen, die seiner Auffassung von Freiheit widersprechen, reagiert er mir Ironie. Eine Tatsache, die die Preußen verärgerte.

Aus diesem Grund ergriffen einige Männer der geistigen und wirtschaftlichen Oberschicht die Initiative. Sie reformierten den Karneval im romantischen Sinne und organisierten ihn neu. Man gab dem Fest den Helden Karneval als Mittelpunkt, an dem sich das ganze Fest hochranken sollte. Man wollte die Oberschicht der Kölner Bürger für den Karneval zurück gewinnen und das Fest wieder in altem, längst vergessenem Ruhm erstrahlen lassen. Das war die Geburtsstunde des Festordnenden Comités und die Erneuerung des Karnevals in romantischem Sinne. Die Gründer des Comités waren alle noch dem reichsstädtischen Köln und dem Kaiser verbunden, und so stand der Held Karneval plötzlich im Gewand des Kaisers vor seinen Mitbürgern.

Quelle: http://www.koelnerkarneval.de/HTML/serv_2.html
 

 

Die Rolle der Frauen im Karneval

Ganz ohne Weiber geht die Schose nicht. Das wussten auch die Männer schon, die 1823 den Karneval neu ordneten. Es musste aber nicht gleich ein Mitspracherecht der Frauen in Männerangelegenheiten sein; und eine reine Männerangelegenheit war der organisierte Karneval nun mal. Die Organisation und Durchführung des Karnevals lag, wie es dem Geist der damaligen Zeit entsprach, ganz in den Händen der Männer. Die Frauen hatten Haus und Kinder zu hüten. Auch argumentierte man damit, dass die Witze und Liedertexte für die Frauen zu derb seien. Dadurch ergab sich zwangsläufig, dass alle Frauenrollen im Karneval von Männern übernommen wurden. Einzige Ausnahme bildeten die Hellige Knäächte un Mägde, die seit 1823 am Maskenzug teilnahmen. Sie waren jedoch damals noch keine Karnevalsgruppe.

Den Frauen war die Weiberfastnacht vorbehalten, die allerdings überwiegend auf den Märkten gefeiert wurde und nicht von den Frauen, die den gehobenen Kreisen angehörten.

Schon im vorigen Jahrhundert veranstalteten die Karnevalsgesellschaften Damenkränzchen. Das waren keine Vorläufer der Mädchensitzungen. Hier führte man die heiratsfähigen Töchter aus, und die Karnevalsgesellschaft sorgte dafür, dass genügend Offiziere eingeladen wurden, damit die Damen anschließend Tanzpartner hatten. Die Sitzungsprogramme bei den Damenkränzchen wurden in zwei Abteilungen aufgeteilt. Vor der Pause gab es eine karnevalistische Abteilung, und nach der Pause wurde ein Lustspiel aufgeführt.

1880 wurde die Kölner Narren-Zunft gegründet, die damals den neuen Zeitverhältnissen, namentlich der stärkeren Beteiligung der Frau am gesellschaftlichen Leben, dadurch Rechnung trug, dass fast alle Veranstaltungen der Zunft als Familien-Veranstaltungen aufgezogen wurden. Zu den regelmäßigen Veranstaltungen der Narren-Zunft gehörten auch Damen-Comités, die als Wohltätigkeitsveranstaltungen durchgeführt wurden. Die Kölner Narren-Zunft, die stolz darauf ist, eine Familiengesellschaft zu sein, nimmt auch heute noch, wie die meisten traditionsbewussten Karnevalsgesellschaften, keine Frauen als Mitglieder auf.

Erst 1938 fand eine für den Karneval revolutionäre Neuerung statt. Es gab eine weibliche Jungfrau. Das war ein Bruch mit alten Traditionen (siehe Kapitel Dreigestirn). Zu diesem Zeitpunkt wurden auch die Tanzmariechen, die bis dahin Männer waren, von Frauen dargestellt. Die weiblichen Mariechen hielt man auch nach dem Krieg bei. Die Mariechen sind heute in den meisten Fällen während ihrer aktiven Zeit Mitglied der jeweiligen Gesellschaft, jedoch überwiegend ohne Stimmrecht.

Den beiden Jungfrauen der Jahre 1938/39 war es nicht möglich Mitglied einer Karnevalsgesellschaft zu werden, und sie können auch heute noch nicht Mitglied der Traditionsgemeinschaft ehemalige Prinzen, Bauern und Jungfrauen werden, da dort keine Frauen aufgenommen werden.

Die Rolle der Jungfrau übernahm nach dem Krieg wieder ein Mann. Der Grund war nicht, dass die Rolle zu anstrengend für eine Frau ist, wie früher behauptet wurde. Viel wichtiger ist, dass es eine alte Tradition ist, dass Männer die Jungfrau darstellen und damit bricht man in Köln so schnell nicht. Eine Quotenregelung im Dreigestirn wird es wohl nie geben.

Trotzdem änderte sich nach dem Zweiten Weltkrieg viel im Karneval. Die Vorherrschaft der Männer begann zu bröckeln. Die Frauen, die jetzt verstärkt in die Arbeitswelt drängten, wurden selbständiger und unabhängiger. Durch das Gesetz kam die Gleichberechtigung auf wirtschaftlichem und privatem Sektor, wenn sie sich auch nur schleppend durchsetzte. Die Selbstachtung der Frau erhielt einen gewaltigen Auftrieb. Dieses neue Selbstwertgefühl der Frau wirkte sich im Karneval als erstes auf die Weiberfastnacht aus. Die Frauen ernannten diesen Tag zu ihrem Fest, erschienen im Kostüm am Arbeitsplatz und feierten auf ihre Art.

Ende der 50er Jahre entstanden die ersten karnevalistischen Hausfrauennachmittage, die die Kölnische Rundschau bei Kaffee und Kuchen durchführte. Daraus entwickelten sich nach und nach die Mädchensitzungen, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuten. Seit etwa 15 Jahren führen fast alle Karnevalsgesellschaften Mädchensitzungen durch. Im gleichen Maße, wie diese sich etablieren, gehen die Herrensitzungen zurück. Die traditionsbewussten Kölner Karnevalsgesellschaften, die auch heute noch keine Frauen als Mitglieder aufnehmen, stellen bei den Mädchensitzungen einen Herren-Elferrat. Die jüngeren Gesellschaften haben meist keine Probleme mit einem Damen-Elferrat, auch nicht mit einer Präsidentin bei Mädchensitzungen.

Frauen als auftretende Künstler im Karneval bürgerten sich erst nach 1949 ein. Die ersten Frauen, die im Karneval auf die Bühne gingen, kamen aus Kabarett und Varieté, es waren Grete Fluß, Kläre Schlichting, Trude Herr und Lotti Krekel, die vom Millowitsch Theater kam. Die erste Frau, die als reine Karnevalssängerin auftrat, war Carla Grassmann aus Köln-Mülheim. Die ersten Büttenrednerinnen waren Agnes Haas und Leni Hilden, als Spatz von Bickendorf. Mittlerweile haben sich Frauen auf der Bühne durchgesetzt. Stellvertretend für alle sei die Sängerin Marie-Luise Nikuta, Trägerin der Ostermann-Medaille, genannt, die seit 25 Jahren auftritt.

Auch in den Vorständen mancher Karnevalsgesellschaften finden wir heute Frauen, wenn auch mehr in den jüngeren Gesellschaften und in den Außenbezirken der Stadt. 1990 holte Gisbert Brovot zwei Frauen in den Vorstand des Festkomitees, die Dachorganisation des Kölner Karnevals, was mit Sicherheit so manchem altgedienten Karnevalisten die Sprache verschlagen hat.

Noch eine andere Männerdomäne haben die Frauen in den letzten Jahren erobert, den Rosenmontagszug. Inoffiziell gingen schon unter dem Zugleiter Peter Schumacher Frauen im Zug mit. Offiziell hat Bernd Assenmacher als Zugleiter 1979 erstmals Frauen mitgehen und mitreiten lassen. Unter ihm bekamen die Frauen auch Frauenkostüme. Vorher gingen sie in Männerkostümen mit, was sicher auch eine finanzielle Frage war.

Das Einfügen der Frauen in den Karneval hat sich kontinuierlich fortgesetzt. Schon immer haben die Frauen mitgefeiert, so wie es den jeweiligen Zeitumständen entsprach. Niemals haben Frauen für ein Recht im Karneval demonstriert. Hier einigt man sich freundschaftlich. Jeder arbeitet da, wo er gebraucht wird. So werden auch irgendwann die letzten Hürden im Karneval genommen werden, und die Frauen können Mitglied in jeder Karnevalsgesellschaft werden.

Quelle: http://www.koelnerkarneval.de/HTML/serv_2.html
 

 

 

 

Quelle: KStA vom 21./22.02.2004
 

 

Alaaf und Helau - die Geschichte des Rheinischen Karnevals

24.01.2008

LVR-Landeskundler erforscht Ursprünge des närrischen Treibens / Karneval ein christliches Fest / Reform des Festes im Jahre 1823 Köln. 24. Januar 2008. In wenigen Tagen heißt es wieder „Alaaf" und „Helau". Wenn die Menschen kostümiert auf den Straßen tanzen und feiern, ist die fünfte Jahreszeit im Gange. Aber warum feiern die Menschen im Rheinland Karneval?

Dr. Alois Döring, Landeskundler beim Landschaftsverband Rheinland (LVR) hat die Geschichte des Rheinischen Karnevals erforscht: „Karneval ist im christlichen Kalender verankert", so Döring. „Der Begriff ‚Fastnacht' und die niederdeutsche Variante Vastavend', das heutige ‚Fastelovend' stehen für den Abend vor der Fastenzeit. Das Wort ‚Karneval' ist ursprünglich lateinischer Herkunft und meinte den Eintritt in die Fastenzeit. Daraus wurde schließlich ‚carnevale'. Scherzhaft deutete man das als: ‚Fleisch, leb wohl'".

Karneval entwickelte sich aus ganz praktischen Gründen. Die verderblichen Lebensmittel wie Fett, Eier und Fleisch wurden vor Beginn der Fastenzeit verzehrt. „Seit dem 13. Jahrhundert geschah dies im Rahmen öffentlicher Gelage", so Döring. Schnell entwickelte sich Karneval zu einem großen Fest mit Musikanten, Tanz und Wettkämpfen. Auch die Maskierung wurde zum Hauptbestandteil des Fastnacht-Treibens. Ab dem 17. Jahrhundert fanden die ersten Maskenbälle und das Maskentreiben auf den Straßen statt. In Düsseldorf prägte der Hof das Bild des Karnevals. Anna Maria Luisa, die zweite Frau des Kurfürsten Johann Wilhelm II, genannt Jan Wellem, brachte italienische Fastnachtsbräuche mit an den Düsseldorfer Hof. Bei den Kölnern und Aachenern bürgerten sich die Maskenbälle erst im Laufe des 18. Jahrhunderts ein. Ein jähes Ende fand das frühe Karnevalstreiben mit der Besetzung des Rheinlands durch französische Revolutionstruppen. 1795 verboten sie das Fest. 27 Jahre später kamen in einem Kölner Gasthaus einige junge Männer zusammen, die die Idee hatten, den Karneval wieder aufleben zu lassen. Am Fastnachtsmontag 1823 zog der erste Maskenzug des reformierten Karnevals durch Köln. Organisiert wurde er vom „Festordnenden Komitee". Seinen Lauf nahm der Zug am Neumarkt mit der Thronbesteigung des Helden Carneval, der auch König Karneval genannt wurde. Das Fest war eine Parodie auf den Jahrtausende alten Herrscherempfang, den Adventus.

Mit der Karnevalsreform 1823 übernahm Köln eine Vorreiterrolle in der neuen Festgestaltung. Zwei Jahre später hatte auch Düsseldorf seinen eigenen Fastnachtsmontag-Zug, ebenfalls organisiert von einem hierfür ins Leben gerufenen Komitee. Von 1826 bis 1829 zogen Bonn, Düren, Krefeld und Aachen nach. Kurz darauf bürgerten sich in den rheinischen Hochburgen die Karnevalsrufe „Alaaf" und „Helau" ein. „Beide Ausdrücke standen ursprünglich in keinem Zusammenhang mit Karneval", so Alois Döring. „`Alaaf´ bedeutet `nichts geht über´ oder `über alles hinaus´ und war eine allgemein verbreitete Wendung. Schnell wurde er zum Karnevalsruf in Köln und Aachen. Die Bedeutung von `Helau´ ist bis heute unklar. Möglich ist, dass dieser Ruf von `hellblau´, `halbblau´ oder dem englischen `hallo´ abgeleitet wurde."

Egal ob „Alaaf" oder „Helau": Die Menschen im Rheinland lieben ihre fünfte Jahreszeit genau so, wie sie schon seit Jahrhunderten gefeiert wird: Mit Musik, Tanz, Kostümen und: mit viel Spaß.

Diese und andere Bräuche sind nachzulesen in: Alois Döring: Rheinische Bräuche durch das Jahr. Eine Veröffentlichung des Landschaftsverbandes Rheinland/Amt für rheinische Landeskunde Bonn. Greven Verlag Köln 2006, 2. Auflage 2007

Quelle: http://www.lvr.de/app/presse/index.asp?NNr=3232

 

Die Reform des Kölner Karnevals

Karneval in Köln während französischer Besatzungszeit von 1794 bis 1814

Mit der Besetzung durch die französischen Truppen 1794 während der Französischen Revolution endete die Geschichte des "Heiligen Köln". Die friedliche Übergabe der Stadtschlüssel an die französischen Revolutionstruppen riss die freie Reichsstadt Köln am 06.10.1794 aus einem Dörnröschenschlaf; der Einmarsch der französischen Soldaten markierte den Beginn einer gewaltigen Umwälzung, die das Rheinland tiefgreifend verändern sollte.

Zu den Aufgaben der Besatzer gehörte die Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung. Die erste Bewährungsprobe ergab sich bald, denn schon nach wenigen Monaten begann die Karnevalszeit. Der Stadtkommandant, Brigadegeneral Daurier, beauftragte den Kölner Magistrat, seinen Mitbürgern (Köln hatte seinerzeit ca. 40.000 Einwohner) „alle Maskeraden, alles Hin- und Herlaufen auf Gassen in Masken oder Verkleidungen, zu verbieten“. Die Kölner Bevölkerung war es zwar gewohnt, dass der Rat früher allzu ausgelassenes Karnevalstreiben regulierte, doch ein völliges Karnevalsverbot in dieser Form hatte es noch nie gegeben. Das Misstrauen der neuen Besatzer gegenüber der jecken Kölner Bevölkerung war der Grund für dieses Maskierverbot. Die Besatzer befürchteten, dass die Menschen die Maskerade und das, was sie Karneval nannten, dazu benutzten, die öffentliche Ruhe und Ordnung zu stören. Allzu leicht könnten sich Gegner der Revolution hinter Masken und Verkleidungen verbergen und evtl. versuchen, die ungeliebten neuen Herren zu stürzen. Das wollten die militärischen Machthaber auf jeden Fall verhindern. Deshalb schloss das Verbot auch Versammlungen aller Art und Bälle ein. Erste Lockerungen für die unter Entzugserscheinungen leidende Kölner Bevölkerung gab es im Karneval 1797. Es war zwar nach wie vor unter Androhung von (Geld-) Strafe verboten, sich maskiert auf den Straßen zu zeigen. Das Verbot betraf weiterhin öffentliche Tanzveranstaltungen, es sei denn, die Munizipalverwaltung erteilte hiervon im Einzelfall Ausnahmen und Erlaubnisse. – Erst ab dem Jahr 1801 gehörten die Straßen wieder den Narren. Auch die Kölner Symbolfigur des Narren, den mit vielen kleinen Glöckchen behängten Bellegeck, hatten die Franzosen eingebürgert. Er durfte wie in früheren Zeiten wieder während der Karnevalstage seine Runden drehen. Von Geigern begleitet tanzte er in den Straßen, sagte vor den Häusern der Reichen seine Sprüche auf und erhielt dafür ein Trinkgeld. Als Symbol des Narren hielt er in der einen Hand eine Pritsche, in der anderen eine Zitrone. Mit der Symbolfigur der Narren, dem Bellegeck, war der Straßenkarneval wieder zugelassen. Als das öffentliche Maskieren auf den Straßen wieder zugelassen worden war, führte die Verwaltung sicherheitshalber Maskenkarten ein, die die Kölner Bevölkerung erwerben konnte. Sie dienten nicht nur als Einnahmequelle für die so genannte Armenverwaltung, sondern waren zugleich Identitätskarten und dienten der Kontrolle des karnevalistischen Treibens. – Maskentreiben auf den Straßen, Maskenbälle an vielerlei Orten und Fastnachtspossen im Schauspielhaus bestimmten das Bild des Karnevals. Ein prominenter Autor solcher Fastnachtsfarcen war Matthias Joseph De Noel. Seine in Kölner Mundart verfassten Stücke fanden großen Anklang beim Publikum. De Noel machte sich in diesen Possen über seine Mitmenschen und ihre Schwächen lustig. Der Name „De Noel“ findet sich auch im Kontext mit der romantischen Reform des Kölner Karnevals wieder.

Mittlerweile fanden auch die französischen Besatzer Gefallen am Karneval, die zusammen mit der Bevölkerung den Fastelovend feierten. Und es war kein Geringerer als Napoléon Bonaparte, der den wirtschaftlichen Wert des Maskierens erkannte. Sein Innenminister erließ am 8.6.1806 ein Maskenballmonopol; damit begann die Kommerzialisierung des Karnevals. In Köln lag die ausschließliche Erlaubnis zum Abhalten von Maskenbällen mit dem Beginn der Spielzeit 1808/09 bei Herrn Dubocage, dem Theaterdirektor des 22. Arrondissements (das gesamte französische Staatsgebiet, zu dem im Verlauf der Besatzungszeit auch Teile des Rheinlands gehörte, war in 25 Arrondissements aufgeteilt, denen je nach Bedeutung ein oder zwei Theaterdirektoren zugewiesen waren). Im Jahre 1813 wurden die Arrondissements neu aufgeteilt. In Köln wurde vertraglich geregelt, das Maskenballmonopol gegen ein Entgelt an die Kölner Lokalbehörden abzutreten. Dazu kam es nicht mehr, weil die Franzosen – noch vor der nächsten Karnevalssaison – am 14.01.1814 aus Köln abzogen. 20 Jahre französischer Besatzungszeit endete. Die Zeit blieb nicht ohne Auswirkungen auf den Karneval in Köln.

Karneval in Köln ab 1815 und dessen romantische Reform

Im Jahre 1815 wurden die Stadt Köln und das Rheinland dem Königreich Preußen einverleibt. Für die Karnevalsjecken änderte sich dadurch zunächst nichts. Weiterhin fanden Redouten und maskierte Nachtsbälle statt und an den Karnevalstagen waren Maskeraden in der Öffentlichkeit erlaubt. Maskenkarten verteuerten sich. Anfangs behielten die Preußen die von den Franzosen eingeführten Lustbarkeitsabgaben, eine Form der Vergnügungssteuer, bei. 1821 wurde diese Vergnügungssteuer jedoch plötzlich abgeschafft und zwei Jahre später, nämlich ausgerechnet zum allerersten Kölner Rosenmontagszug am 10.02.1823, wieder eingeführt. Zufall oder kommerzielle Berechnung?

Die zeitweilige Abschaffung der Lustbarkeitsabgaben bedeutete insbesondere für die Armenverwaltung erhebliche Einnahmeverluste. Mit der Wiedereinführung dieser Vergnügungssteuer anno 1823 kam ein Teil des Eintrittsgeldes der Maskenbälle wieder den Armen zugute. Wirte hatten für Tanzmusik in Weinhäusern – je nach Klasse – unterschiedlich hohe Abgaben zu entrichten. Ähnliches galt für Tanzmusik in Bierhäusern.

Anstelle der Armenverwaltung erschien nun ein ganz neuer Organisator der Karnevalsfeier: das „Festordnende Comité für Carnevalslustbarkeiten“. Eine Gruppe meist junger Männer aus der Kölner Oberschicht setzte es sich zum Ziel, den Karneval zu erneuern. Schon ihre Väter hatten sich während der französischen Besatzungszeit für den Karneval engagiert. Zu diesen Reformern zählte Heinrich von Wittgenstein, der Sohn des früheren Bürgermeisters, der sich hartnäckig für die Abschaffung des Maskenballmonopols eingesetzt hatte. Heinrich von Wittgenstein wurde der erste Präsident des Festordnenden Comités. Auch Matthias Joseph De Noel war einer der Reformer. Sein Vater war zur Franzosenzeit Miteigentümer des Schauspielhauses gewesen, wo die Karnevalspossen von Matthias Joseph aufgeführt worden waren. Ferner gehörte zum Gründungskomitee der Dichter Samuel Schier, der die ersten Maskenzüge in seinen Versen festhielt. Nicht fehlen durften in diesem illustren Kreis die Kölnisch-Wasser Fabrikanten Peter Leven, Johan Baptist Farina sowie Emanuel Zanoli, anno 1823 der erste „Held Carneval“.

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Das „Festordnende Komitee“ gliederte sich in den „Kleinen Rat“ und in den „Großen Rat“. Wenn der „Kleine Rat“ als eine Art geschäftsführender Vorstand das Programm der jeweiligen Fastnachtsveranstaltungen, insbesondere den Rosenmontagszug, entworfen hatte, wurde dieses der Generalversammlung, die „Großer Rat“ hieß, zur Kenntnisnahme und Diskussion vorgetragen. Einladungen zu derartigen >Sitzungen< ergingen jeweils in den ersten Januar-Tagen. Man traf sich am Wochenende, vornehmlich sonntags. Das Komitee bildete bald mehrere Unterausschüsse, z.B. für den Ball am Rosenmontag, für die literarisch-musikalischen Dekorationen, für die Wagen und die Pferde, für die Finanzen.

Fastnachtliche Aktionen waren ausschließlich für Männer reserviert. Die „geschlechtliche Gleichheit der Narren“ fand nicht statt: Frauen fehlten in den Generalversammlungen gänzlich. - Es konstituierten sich aber auch schon früh „Damenkomitees“, aus deren Mitte zum Beispiel für das Jahr 1834 bei der >Kappenfahrt< eine Damengruppe mit mächtigen Narrenmützen von sich reden machte. - Die geschlechtliche Gleichberechtigung auf Fastnachtsebene sollte aber erst Jahrzehnte später – gegen Ende des 19. Jahrhunderts – allmählich Platz greifen.

In den Jahren vor der Reform hatte sich die Oberschicht vermehrt zum Karnevalfeiern in Privathäuser zurückgezogen und die „Straße“ den unteren Schichten überlassen. Dies sollte sich 1823 ändern; die Karnevalstradition wurde neu belebt. Das Ziel der Reformer war es, die „Lust zu öffentlichen Maskeraden in den gebildeten Ständen wieder hervorzurufen, damit dem Witz und der Satyre ein geeignetes Feld eröffnet würde, originell und sinnig ins Leben zu treten“.

Das war die Geburtsstunde des Kölner Rosenmontagszuges, der sich am 10.02.1823 zum ersten Mal vom Neumarkt aus in Bewegung setzte. Damit die Reichen und die Gebildeten auch in der Öffentlichkeit unter sich blieben, durften nur Mitglieder des eigens gegründeten Großen Rats, der Generalversammlung, an diesem Maskenzug teilnehmen. Den Mitgliedsbeitrag konnte nur Wohlhabende aufbringen.

Reformiert wurde der Karneval dem Grunde nach lediglich für die Oberschicht. Vor der Reform war die Vermummung eine Belustigung der unteren sozialen Schichten, was einherging mit Unfug und polizeilichem Einschreiten. Mit dem Ende der französischen Besatzungszeit und der Übernahme der Rheinlande durch die Preußen haben sich die Reichen und Wohlhabenden der Sache „Karneval“ wieder bemächtigt und ihr eine ordnungsgemäße Form gegeben, welche - nach außen hin - zugleich für die „arbeitenden Klassen“ nicht ohne bedeutenden Vorteil sein sollte. Insoweit könnte ein direkter Zusammenhang zwischen der Karnevalsreform von 1823 und der Wiedereinführung der Lustbarkeitsabgaben für die Armenverwaltung gesehen werden. War dies ein Handel zwischen dem Festordnenden Comité und den preußischen Behörden dahingehend, dass einerseits das Komitee den Karneval „in geordnete Bahnen lenken“ durfte und anderseits – im Gegenzug – die für die Armenverwaltung so schädliche Verordnung (zur Abschaffung der Vergnügungssteuer) zurückgenommen wurde? – Die Not der Armen zu lindern, war offensichtlich nicht das vordringlichste Ziel der Reformer des Karnevals. Die Armenabgaben dienten eher der Beruhigung des schlechten Gewissens. Unter Umgehung der Armenverwaltung und der gesetzlich vorgeschriebenen Lustbarkeitsabgaben ließ das Komitee ausgewählten Bedürftigen direkt kleine Spenden zukommen. Mit einem gönnerhaft beruhigten Gewissen ließ es sich leicht und unbeschwert Karneval feiern. Die Absicht der Karnevalsreformer, die Oberschicht wieder am Fest zu beteiligen, war gelungen. In aller Öffentlichkeit feierte sie ungeniert ihre glanzvollen Feste, u.a. im Kölner Gürzenich.

Der Karneval in Köln erschien von Jahr zu Jahr prächtiger. Fünf Jahre nach der Einführung des Maskenzuges wurde das Festprogramm erheblich erweitert. Entgegen der vollmundigen Absicht der Reformer profitierte die Armenverwaltung wenig vom Karneval.

Kölner Rosenmontagszug am Neumarkt anno 1836

Inzwischen war der Karneval zum wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden. Darauf zu verzichten war ausgeschlossen; es sei denn, gewichtige Gründe sprachen dafür. Dies war u.a. anno 1830 der Fall, als das Festordnende Comité sich selbst auflöste, um dem drohenden königlichen Verbot zuvorzukommen. Drei Jahre später verhinderte ein gravierender Streit im kleinen und großen Rat das Zustandekommen eines organisierten Rosenmontagszuges. Doch der lukrative Maskenball im Gürzenich am Fastnachtssonntag sowie zahlreiche Bälle am Rosenmontag fanden trotzdem statt.

Mit den Jahren blieb der organisierte Karneval nicht mehr das Privileg der Oberschicht. Die Zahl der Mitglieder im „Großen Rat“ wuchs über die Jahre kräftig an. Mit den wachsenden Mitgliederzahlen stieg der Aufwand, der für den Ball im Gürzenich und den Maskenzug am Rosenmontag betrieben wurde. Die Mittelschicht drängte immer mehr in die Generalversammlung. Es kam zu Spannungen, die schließlich zum Bruch der Gesellschaft führten. 1844 spaltete sich die Allgemeine Carnevalsgesellschaft ab. Fortan gab es in Köln – neben der Großen Carnevalsgesellschaft – noch eine zweite. Beide Gesellschaften wetteiferten darum, von der Stadt die Bewilligung für das Fest im Gürzenich zu erhalten. Auf den lukrativen Maskenball im größten Saal der Stadt wollte keine der beiden Gesellschaften verzichten. Den Zuschlag erhielt letztendlich die „Große“, und zwar wegen des besseren finanziellen Angebots. Jahre später kam noch eine dritte (kleinere) Gesellschaft namens Cäcilien-Carnevals-Gesellschaft hinzu.

Die Revolution von 1848 und die daraus folgende politische Reaktion blieben nicht ohne Auswirkungen auf das karnevalistische Geschehen; die Karnevalsfreude erhielt Dämpfer. Um Kosten zu sparen, wurde 1849 im Kölner Rosenmontagszug auf die Kostüme aus früheren Jahren zurückgegriffen. Doch es sollte noch schlimmer kommen. 1851 beschloss das Komitee der Großen Karnevalsgesellschaft, ganz auf die Feier zu verzichten. Die politische Reaktion sah im Karneval staatsgefährdende Elemente am Werk. Die Polizei vernichtete sogar die Dekorationen im Gürzenich, weil sie darin politische Anspielungen vermutete. 1851 und 1852 sowie 1856 und 1857 fielen die Rosenmontagszüge aus. In den anderen Jahren fanden Züge ohne Motto statt. Zudem fehlten für den Rosenmontagszug – wegen des Umbaus des Gürzenich – die aus den Maskenbällen erwirtschafteten notwendigen Einnahmen. Die Große Karnevalsgesellschaft verlor von Jahr zu Jahr Mitglieder; erst Ende der sechziger Jahre ging es wieder aufwärts. 1865 musste die „Große“ wegen der prekären Finanzlage bei der Stadt Köln einen Zuschuss erbitten. Dabei sollte es in den kommenden Jahren auch bleiben: Der Karneval war auf städtische Finanzhilfe angewiesen. Zwischen der „Großen“ und der 1882 von ihr abgespaltenen Kölner Karnevalsgesellschaft entbrannte ein heftiger Streit um die beiden Lokalitäten (Neumarkt und Gürzenich) sowie um die städtischen Zuschüsse. Beide Gesellschaften buhlten um die Gunst der kleineren Gesellschaften. Die Stadt verweigerte die Zuschussbewilligung so lange, bis die beiden streitenden Gesellschaften sich einigten. 1889 schließlich fanden sich die >Streithähne< im Festkomitee zusammen, um gemeinsam den Rosenmontagszug zu organisieren.

Der Kölner Rosenmontagszug entwickelte sich im Verlaufe der Jahre zu einer Touristenattraktion. Selbst aus den umliegenden Orten, wo ebenfalls Karneval gefeiert wurde, strömten die Menschen zu Tausenden nach Köln. Ermöglicht wurde dies u.a. durch die Tatsache, dass die Menschen die Möglichkeit hatten, per neu geschaffener Eisenbahnlinien nach Köln zu kommen, um hier Karnevalsfreuden zu genießen. Von Jahr zu Jahr stieg die Zahl der Reisenden, die – außer mit der Bahn – zu Land, zu Wasser, per Post und zu Pferd und sogar zu Fuß zum Fastelovend nach Köln kamen, was teilweise mit Verkehrschaos verbunden war. Es ist überliefert, dass die Menschen sogar aus Düsseldorf (!) anreisten, um in Köln den Rosenmontagszug zu sehen.

Der Kölner Karneval war bereits im 19. Jahrhundert ein Massen anziehendes Volksfest und auch ein nicht unerheblicher Industriezweig, woran sich bis in die heutige Zeit nichts geändert hat.

Quelle: http://www.koelsche-lieder.de/files%20htm/Diereformdeskoelnerkarnevals.htm